Die altgriechische Wurzel des Wortes (diakonia) verrät es: Das “Dienen”, so die Übersetzung des Wortes, ist schon früh eine Aufgabe der Kirche. Konkret geht sie zurück auf einen Text aus der Apostelgeschichte, in der ein Missstand der ersten christlichen Gemeinde angesprochen wird, nämlich die ungerechte Verteilung der gespendeten Lebensmittel. Diese Information landet bei geistlichen Leitern der Gemeinde (den Aposteln), die daraufhin beschließen, dass sich zukünftig extra dafür ausgewählte Personen deser Aufgabe widmen sollen, damit sie, die Apostel, sich weiter um das Wesentliche kümmern können (nämlich die Wortverkündigung und die Gewinnung neuer Mitglieder).  Der erste “Diakon” war Stefan, der dann später leider auch zum ersten Märtyrer der Gemeinde wurde. 

Auf lateinisch heißt Diakonie übrigens “Caritas”, und so wird dieser Dienst ja in der römisch katholischen Kirche auch genannt.

Als das Christentum zur Staatsreligion wurde und quasi alle Menschen plötzlich Christen waren, wurde die Diakonie plötzlich zur globalen Aufgabe der Kirche, die diese in der Folgezeit dann gerne an ihre Orden und Klöster delegierte. 

Mit der Reformation waren auch die evangelischen Kirche vor die Aufgabe gestellt, sich zur sozialen Frage ihrer Zeit zu verhalten, und sie taten dies auf unterschiedliche Weise: In manchen, meist lutherischen Regionen, übernahmen die protestantischen Fürsten diese Aufgabe, die im lutherischen Verständnis der Trennung zwischen weltlicher und religiöser Zuständigkeit   eher der irdischen Obrigkeit zuzuordnen war.  Die schweizerisch-reformierten Kirchen, die diese „Zweireichelehre“ ablehnten, sahen einerseits alle Christenmenschen in der Pflicht der Nächstenliebe, gründeten aber andererseits auch Organisationen, um diese geneinsame Verpflichtung zu bündeln und effizient zu gestalten. Klar war aber, dass es die religiöse Pflicht der Besitzenden war, zu spenden.

Dieses System dieser  freiwilligen Armen- und Sozialhilfe kam aber dann spätestens mit der Industrialiserung im 19. Jahrhundert und der mit ihr verbundenen Verelendung an die Grenze seiner Möglichkeiten. Neue Formen sozialen Handelns entstanden – viele davon, auch aus ideolgischen und politischen Gründen, unabhängig von der Kirche (z.B. Arbeitervereine). Manche soziale Innovationen entstanden aber auch innerhalb der Kirche, so zum Beispiel das “Rauhe Haus” für Straßenkinder in Hamburg, das der evangelische Pfarrer Johann Hinrich Wichern gründete. Mit seiner Initiative gilt Wichern als Begründer der neuzeitlichen Diakonie. (Für die Kinder dort erfand Wichern übrigens auch den Adventskranz!). 

Aber auch diese neuen Formen (kirchlich-)sozialen Handelns waren für sich nicht geeignet, den gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht zu werden, und so entstand in den meisten industrialisierten Ländern ein staatlich reguliertes Sozialsystem, in dem die kirchliche Diakonie entweder ergänzende Aufgaben in Bereichen wahrnimmt, die die staatliche Fürsorge nicht abdeckt, oder aber unmittelbar im Auftrag des Staates tätig ist. 

Und so ist auch der heutige Stand der Dinge: Diakonie als Wesensäußerung der Kirche hat die sozialen Bedürfnisse des Gemeinwesens im Blick und versucht, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, Not zu lindern.